Wir sehen Drag als eine positive Parodie von gegenderten Erwartungen, wie jemand aussieht. Es ist für uns ein Werkzeug, um uns darüber lustig zu machen, und uns dabei schön und sexy zu finden.

Als Enby zu draggen macht uns spaß. Nach Lust und Laune können wir uns nur als ein binäres Geschlecht verkleiden, oder sogar als beide.

Uns als das Gender, das wir nicht zugewiesen bekommen haben, zu draggen kann ein Weg sein, uns mehr in unserem Gender-Ausdruck auszuprobieren und unsere Sozialisierung wirklich loszulassen.

Was für uns noch befreiender sein kann, ist AFAB drag queen oder AMAB drag king zu sein. So können wir wirklich das Statement setzen: dieses Gender bin ich nicht, ich musste es ganz lange vorführen. Es war immer nur eine Show, aber ich bin vielleicht sogar gut darin geworden. Lasst uns damit Spaß haben! Damit erfüllen wir auch nicht die Erwartungen der Gesellschaft sondern übertreiben es so doll, dass es auch für sie unangenehm wird. Und das soll es auch!

Das bei der Geburt zugewiesene Gender zu draggen kann auch helfen, Situationen in denen wir normalerweise viel Dysphorie erleben würden, besser zu ertragen:

Letzten Sommer habe ich in einem Restaurant gearbeitet. Da musste ich die perfekte Kellnerin darstellen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, mich jeden Tag zu verkleiden. Make-Up zu tragen. Ich bin nicht so weit gegangen, mir die Beine zu rasieren, aber ich habe eine höhere Stimme benutzt und weibliche™ Manieren übernommen. Als ich erstmal akzeptiert hatte, dass ich da eh nicht als nicht-binär passen würde, musste ich mich auch nicht mehr zwingen, mich so männlich wie möglich zu verhalten um vielleicht ernst genommen zu werden (weil ich die Nichtbinarität die in mir ist, auch nach außen vorspielen muss). Ich habe losgelassen, und dazu noch übertrieben. Und es hat Spaß gemacht! Die Queen in mir hatte die volle Macht und ich habe gelernt, sie auch zu mögen.

Und dann bleibt uns logischerweise nur noch die Nichtbinarität zu draggen.
Wie wollen wir das nennen? Drag Monarch? Drag Quing?

Ist das überaupt möglich nicht binarität vorzuführen und zu übertrieben?
– Jaaaa!

Wollen wir Geschlechterrollen dann eigentlich noch dekonstruieren? oder wollen wir sie benutzen und Spaß damit haben? Drag ist irgendwie beides. Durch die extreme und ironische Darstellung ist es für mich ein nicht ernstnehmen von den Kategorien, sie auch unabhängig machen von körperlichen Eigenschaften. Jedes kann einen wunderschönen Drag King sowie eine wunderschöne Drag Queen präsentieren.

Wenn ich mich erfolgreich verkleide, kann ich die Unzufriedenheit mit meinem Körper vergessen, die mich sonst manchmal zum verzweifeln bringt.

Es spielt in den Momenten keine Rolle was meine Körpermerkmale sind, und was andere Menschen in sie reininterpretieren. Ich kann sein was ich mir für den Moment bewusst ausgesucht habe. Und innerlich spüre ich dann ganz doll meine Nichtbinarität und was ich eigentlich bin, dass ich das alles nicht so ernst nehmen muss. Dass ich sein kann wie ich will. Nichts verstecken muss, keinen Zwang habe mich besonders doll in eine richtung zu verhalten, um ja nicht misgendered zu werden. Bis ich die Queen oder den King wieder ablege zumindest.

In Momenten wenn ich mit meinem Körper am verzweifeln bin, und einfach keine Klamotten finde, in denen ich ihn verstecken kann, sind der King und die Queen aber immer für mich da.