Es ist schön, als das anerkannt zu sein, was man ist. Leider müsst ihr damit rechnen, dass nicht-Enbies falsch verstehen, was ihr damit meint. Nicht alle Enbies outen sich überhaupt. Wenn für dich Pronomen nicht so wichtig sind, musst du der Welt eventuell gar nichts erklären. Aber wenn Menschen unbedingt einen Grund hören wollen, warum sie dich anders behandeln sollen, kann ein Outing nötig/sinnvoll sein.

Sich als schwul oder lesbisch outen kann riskant sein – in manchen Ländern steht das immer noch unter Strafe, und oft wenden sich zumindest Teile der Familie oder sogar Freundis von einem ab. Ein nichtbinäres Outing ist oft weniger gefährlich – viel wahrscheinlicher ist, dass das Thema einfach übergangen, ignoriert, oder nicht geglaubt wird. Das kann für sich allerdings sehr schmerzhaft sein. Und es ändert nichts an der Gewalt, die Geschlechterrollen an sich auf euch ausüben.

 

 

Aber wenn ihr euch outen wollt, viel Glück! Am besten bereitet ihr euch ein bisschen auf das Gespräch vor. Eine mögliche Gliederung für so ein Gespräch könnte sein:

  1. Ich will euch etwas sagen, und ich hoffe, dass ihr euch für mich freut
  2. Ich bin nichtbinär, das fühlt sich für mich so und so an
  3. Es wäre schön, wenn ihr in Zukunft XY tut oder lasst

Beispiel: „Eigentlich will ich seit längerem mit dir über ein Thema sprechen, das mich glücklich macht, aber auch ein bisschen Angst. Ich habe festgestellt, dass ich nichtbinär bin, also weder Mann noch Frau. Ich versuche selbst noch herauszufinden, was das für mich bedeutet, außer dass ich in Zukunft mehr Tanktops tragen werde. Ich fände schön, wenn du mich in Zukunft nicht mehr deine*n Sohn/Tochter nennst, sondern dein Kind – und ich würde gerne <neuer Name> genannt werden, weil mir <deadname> zu männlich/weiblich ist. Wenn du neugierig bist, ließ doch dieses eine komische Zine zu dem Thema. Das ist eine gute Sache für mich, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Aber bitte behalte es noch ein bisschen für dich, und poste es erstmal nicht auf Social Media, okay?“

Wie die Menschen darauf reagieren, ist unmöglich vorherzusagen. Zu 95% wird es wahrscheinlich über deren Gefühle gehen, egal wie gut oder schlecht du es rüberbringst. Ziemlich sicher haben sie erstmal kein Gespür dafür, wie hart es für dich ist, sondern müssen erstmal ihre eigenen Emotionen verarbeiten. Egal wie sie reagieren, plane ein bisschen Zeit für dich ein, um das einzusortieren.

Und wisst ihr was? ES MACHT ANGST. Es ist ganz ganz normal, wenn du es schwierig und beängstigend findest. Sprich mit dir selbst als ob du mit deinem Lieblingsmenschen reden würdest, mit der gleichen Güte und Sanftheit. Das Risiko einzugehen, gesehen zu werden, ist RIESIG und beängstigend, und mensch ich habe gezittert und geweint, als ich mich vor meinen ersten Leuten geoutet habe. Du musst das nicht direkt perfekt machen.

Was tun, wenn andere Menschen jemensch anders misgendern?

Nicht immer wollen Enbies anderen mit ihrem Gender Trouble mehr Arbeit machen. Oder wollen nicht immer selbst die Person sein, die es anspricht. Oder sie wollen nur manche korrigieren, es aber bei anderen gut sein lassen (vielleicht sind sie nicht gegenüber jedem geoutet). Oder sie wollen die Korrektur nur dann, wenn sie grade nicht in der Nähe sind. Also frag das betroffene Enby zuerst, ob es will, dass du andere korrigierst – und respektiere diese Wünsche unter allen Umständen.