Ist es die Gesellschaft die weird ist, oder bin ich es? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht was ich bin. Das einzige was ich darüber weiß, dass ich verunsichert bin.

Verunsichert und überfordert.

Überfordert mit all dem Kram den die Gesellschaft uns beigebracht hat, und den verschiedenen Strategien damit umzugehen. Ich bin überfordert damit, für meine Sichtbarkeit zu kämpfen, in einer Gesellschaft die mich nicht sieht wie ich bin.

Am meisten überfordert bin ich mit Erklärungen über mein Geschlecht. Nicht nur mit meinem, allgemein mit Erklärungen zu Geschlecht.

Ich liebe und hasse diese Erklärungen. Ich liebe sie, wenn ich eine höre und mich damit identifizieren kann. Jaaa, ich werde gesehen, und ich habe eine Erklärung dafür warum ich bin wie ich bin. Ich hasse sie, wenn ich merke dass meine Erklärungen nicht für andere funktionieren, oder wenn Erklärungen von anderen mir weh tun und für mich nicht funktionieren.

Ein Leben ohne Erklärungen wäre einfacher und schöner. Hey, ich bins und ich will einfach nur ich sein und ich-sachen machen. Einfach nur ich sein.
Aber so funktioniert es nicht. Wenigstens nicht, wenn eins nicht cis ist. (Ist natürlich generell voll die Privilegien-Sache, wie Menschen ihre Persönlichkeit entwickeln können. Hier aber der Fokus auf Gender.)

Nicht nur ich bin verunsichert, menschen sind immer sehr verunsichert und haben 100 Fragen an dich, wenn du nicht hundert prozent straight und cis bist. Oder sie haben ihre eigenen Erklärungen für dein Geschlecht oder deine sexuelle Orientierung. Vielen Dank. Die brauche ich nicht. Dann bevorzuge ich es, meine eigenen zu haben.

Aber ich weiß immer noch nicht, was ich bin. Oder vielleicht warum ich bin, was ich bin. Ist es die Gesellschaft mit ihren Geschlechterrollen, die mich dazu bringt mich in meinem Körper nicht wohl zu fühlen? Ist es mein Gehirn, bin ich einfach im falschen Körper geboren und hasse dazu binäre Geschlechterrollen? Bin ich eigentlich intersex, und deshalb fühle ich mich in binären Kategorien nicht wohl? Was machen diese Erklärungen aus?

Alle diese Erklärungen basieren irgendwie auf irgendwelchen Theorien über Geschlecht. Manche haben Ihre Grundlage in der Idee von einem existierenden biologischen Geschlecht, manche gehen von einem künstlich, gesellschaftlich konstruierten Geschlecht aus. Oder sie haben ihre Grundlage in irgendwelchen anderen Ideologien und Weltanschauungen, die unsere Umgebung uns beibringt.

Ich finde eine Erklärung ist voll die intime Sache. Sie macht uns verletzlich und sie kann andere trans und nichtbinäre menschen verletzten. Am Ende können alle unsere Erklärungen auch gegen uns verwendet werden. Das ist wie beim reden mit Cops.

Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll, aber manchmal brauche ich Erklärungen. Ich brauche sie um Menschen sagen zu können wie ich von ihnen behandelt werden will und was meine Bedürfnisse sind. Und ich brauche sie um meine alltäglichen Struggles beschreiben und teilen zu können.

Manchmal verwenden wir Erklärungen vielleicht um unsere Legitimität als Mann, Frau, trans oder nichtbinär zu beweisen indem wir uns von anderen mit Geschlecht struggelnden menschen distanzieren. Wenn wir Angst haben, dass deren Anwesenheit oder Performance unsere weibliche/männliche/enby/trans legitimität in den Augen von anderen sinken lässt. Vielleicht geben wir Erklärungen aus verinnerlichter Transphobie.

Das verletzt andere, deren Geschlecht genauso legitim ist wie unser eigenes. Was offensichtlich uncool ist, natürlich sollten wir schauen uns andere Strategien anzueignen, und daran arbeiten das zu ändern. Aber ich will mich und andere nicht für das Bedürfnis sich zu erklären verurteilen. Eine cis person (zumindest eine weiße ablebodied) braucht ihre Legitimität als Mann oder Frau nicht zu beweisen. Zumindest nicht in der Form. Wahrscheinlich denken sie nicht mal darüber nach.

Ich denke meine Verunsicherung bleibt und vielleicht kann ich lernen sie zu schätzen. Ich werde wahrscheinlich nie wissen, warum ich so fühle wie ich fühle und das brauche ich auch nicht.

Was ich weiß ist, dass ich mich mit manchen Erklärungen mehr wohl fühle, mit anderen weniger und manche tun mir weh.

Zumindest hab ich ein bisschen Klarheit wie ich damit umgehen will.

Ich will akzeptieren, dass wir manchmal Erklärungen brauchen.

Ich will versuchen, andere nicht für ihre Erklärungen zu verurteilen, und ich will anderen mitteilen, wenn ihre Erklärungen mich verletzten.

Ich möchte, dass andere versuchen mich nicht für meine Erklärungen zu verurteilen.

Wenn sich wer von meiner Erklärung verletzt fühlt, will ich zuhören.

I see you
In the Mirror, it’s strange. A familiar face.
I cup her cheek, stroking it gently, an alien planet to explore.
She reaches out and touches me with my icy alien fingers.
Looking at my eyes with hers I see him.
I run the razor over his cheek and she whispers thanks while
I scream.
Blink once, he smiles. Blink again he is gone.
She doesn’t know how to console him. looks to me.
I shake my head and turn away