Das erste Problem, wenn ich Menschen erklären will, wie es in mir aussieht, ist dass die Wörter fehlen. „Irgendwas zwischen Mann & Frau“ ist so das erste, was ich dazu sagen konnte, aber das beschreibt es nicht wirklich gut. „Ich bin ein Enby“ funktioniert ganz gut als Ersatz für Mann/Frau, auch wenn es sich ein bisschen nach Szene-Slang anhört.
Was hat es mit diesen Pronomen auf sich?
Und andere Leute wollen ja auch über uns reden können. Spätestens dann brauchen sie Pronomen. Aber wenn mensch weder „er“ noch „sie“ ist, was dann? Viele (nicht alle) Enbies fühlen sich nicht gut damit, wenn sie weiter als „er“ oder „sie“ bezeichnet werden.
Manche benutzen die Gegenteil-Pronomen, also „er“ wenn sie meistens für eine Frau gehalten werden, und „sie“, wenn sie meistens für einen Mann gehalten werden. Manche benutzten „es“ als Pronomen, andere fühlen sich damit zu einer Sache degradiert. Andere wechseln zwischen verschiedenen Pronomen, oder fühlen sich mit mehreren Pronomen wohl. Manche erfinden auch völlig neue Pronomen, wie „sier“ oder „xier“.
Man kann Pronomen auch völlig vermeiden, wenn all das keine angenehme Option ist; „Pro Nomen“ bedeutet auf Latein „für den Namen/anstelle des Namens“, deswegen kann man auch einfach immer den Namen verwenden, wenn man sonst ein Pronomen verwenden würde.
Im englischen ist es einfacher: „they/their/them“ wird schon seit Jahrhunderten für Einzelpersonen verwendet, deren Pronomen mensch nicht kennt. „The baker gave me extra bread!“ – „oh, how nice of them! They must like you.“ Viele Enbies benutzen „they“ deswegen im englischen.
Eine andere praktische Erfindung, auch zum gendern, ist die i/is-Endung. „Ich bin ein*e Aktivist*in/wir sind Aktivist*innen“ ist eine mögliche Form, sich geschlechtsneutral vorzustellen. „Ich bin ein Aktivisti/wir sind Aktivistis“ ist kürzer und spricht sich leichter.
Es fühlt sich vielleicht ein bisschen verniedlichend an, aber mensch gewöhnt sich daran und es ist viel einfacher und schneller auszusprechen als *innen. Dadurch, dass die wenigsten das konsequent durchziehen, wird aber häufig zwar von „Aktivistis“ gesprochen, aber trotzdem immer noch von „Politiker*innen“, und natürlich von „den Bullen“.
Im familiären Umfeld ist es nicht immer einfach, geschlechtsneutrale Wörter zu finden. Kind, Geschwister, und Elternteil sind noch einfach. Aber was seid ihr für die Geschwister eurer Eltern, wenn ihr keine Nichte oder Neffe mehr seid? Im englischen benutzen manche das Wort „nibling“, und „cousin“ ist im englischen eh neutral. Wenn ihr Ideen habt, schreibt uns!
Brauche ich einen neuen Namen?
Nein! Aber es macht spaß, sich neue Namen auszudenken. Und wenn es menschs Dysphorie ein bisschen erleichtern kann, then go for it. Aber wenn du deinen Geburtsnamen magst, dann behalte ihn. Du kannst auch mit verschiedenen Namen unterwegs sein. z.B kannst du in dem Freundeskreis, in dem es leicht ist, dich als Enby zu betrachten, einen Namen haben, mit wem du dich mit sehr binär denkenden Menschen nicht wohl fühlen würdest.
Wo findet mensch eigentlich nichtbinäre Namen? „Andrea“ wird z.B. im italienischen auch für Männer verwendet, „Andy“ ist neutral, vielleicht eher männlich™. Ansonsten lohnt es sich, mal das Internet nach „Unisex-Namen“ zu durchstöbern.
Beispiele:
Charlie, Quinn, Conny, Sascha, Robyn, Ulli, Micha, Ezra, Eli, Chris, Ash, Jamie, Jin, Jules, Juli, Kim, Lee, Marian, Malin, Alex, …