Wenn wir aufwachsen, werden uns jede Menge Vorbilder vorgehalten – der tapfere Soldat, die liebevolle Hausfrau, die kompromisslose Geschäftsfrau, der hartnäckige Kommissar, der sich nicht immer an die Regeln hält. Je nachdem, welches Geschlecht dir bei der Geburt zugewiesen wurde, hast du Zugang zu zwei dieser vier Lebensziele.
Wir Autoris dieses Zines können damit nichts anfangen. Und zwar nicht nur, weil Militär, Patriarchat, Kapitalismus, und Bullen scheiße sind. Denn wenn ich weder Mann noch Frau bin, was soll dann aus mir werden? An wem kann ich mich orientieren, wenn ich nicht in ein binäres Geschlecht hineinpasse? Wie werden nichtbinäre Menschen glücklich?
Vielleicht geht es dir ja auch so, und du stellst dir ähnliche Fragen. Dann haben wir schlechte Nachrichten für dich: hier gibt es keine Blaupause, keinen fertigen Plan, oder verlässlichen Lebensweg. Wir sind selber nur auf der Suche. Und wir nehmen in Kauf, vielleicht niemals anzukommen. Deswegen stehen bei vielen Artikeln auch ein paar Fragen, die ihr euch vor dem Lesen stellen könnt.
Wir wollen keine Vorbilder, von denen wir uns einfach alles abgucken können. Wir wollen keine ausgetretenen Pfade gehen, sondern uns selbst finden.
Aber wir sind auf unserer Reise immer wieder Menschen begegnet, die uns inspiriert haben. Menschen die uns eine Prise Zukunft mitgebracht haben, von dem Weg auf dem sie vorher waren. Zum Beispiel findet ihr auf diesen Seiten einige Musiker*innen, die weder Mann noch Frau sind. Und einige Geschichten aus einem nichtbinären Alltag, gute wie schlechte.
All diese Ideen und Erfahrungen finden sich in diesem Zine wieder. Zusammen mit kleinen Reiseberichten. Und einigen Rants darüber, was in dieser Gesellschaft, also auch in unserer Szene, anders laufen sollte.
Die Texte stellen keine Gruppenmeinung oder -identität dar, sie sind kein Konsens oder Ähnliches. Wir wollten alle unsere Meinungen und Positionen undiskutiert nebeneinander abdrucken. Wir sind keine Einheit, daher widersprechen sich die Texte unter Umständen auch.
Leider fehlen in diesem Zine noch viele Stimmen. Wir sind alle weiß, jung, able-bodied, kommen aus dem Bildungsbürgertum, und sind nichtbinär; uns fehlen Perspektiven von Black, Indigenous & People of Color, alten Menschen, Menschen die behindert werden, und/oder mit verschiedenen Klassismus-Erfahrungen. Außerdem können wir nicht für alle Enbies (nichtbinäre Menschen) sprechen, sondern nur für uns. Also wenn ihr auch was zu dem Thema zu sagen habt, wir freuen uns mega über Texte für die nächste Ausgabe! Wenn ihr mitmachen wollt, schreibt uns einfach eine E-Mail!
Und nun viel Spaß mit unserem Zine! Hier findet ihr eine PDF-Ausgabe.